Mother Nature – Behind The Scenes

Veröffentlicht am 31. Januar 2016 von Andreas SpringerKategorien: Behind The Scenes, Shooting, Studio

Ich freue mich sehr euch heute mein erstes Behind The Scenes-Video präsentieren zu können! In den folgenden siebzehn Minuten zeige ich euch von A bis Z wie das Bild „Mother Nature“ entstanden ist: Vom Konzept und der Planung über die praktische Durchführung, das verwendete Equipment bis hin zur Bildbearbeitung in Lightroom und Photoshop. Viel Spaß!

Wer das Video gerade nicht anschauen kann oder will, der kann alle Infos hier auch nachlesen. Im Text sind einige Gedanken etwas ausführlicher formuliert, so dass er auch dann interessant ist, wenn man das Video schon gesehen hat.

Konzept & Planung

Bevor es an die tatsächliche Umsetzung dieses Bildes ging, musste ich mir erst mal darüber klar werden, wie es überhaupt aussehen sollte. Dazu erstellte ich mir ein Moodboard auf Pinterest mit verschiedenen Waldszenen und möglichen Posen, um ein Gefühl für das „Look & Feel“ und die verschiedenen Texturen und Farbpaletten zu bekommen, die es im Wald so gibt. Das ist nicht nur deshalb wichtig, um für sich selbst die eigene Vorstellung zu konkretisieren, sondern auch, um dem Model etwas zeigen zu können, wenn man die Bildidee vermitteln möchte.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_moodboard_pinterest

Als nächstes fällte ich die grundsätzliche Entscheidung im Studio arbeiten zu wollen. Im Laufe der Vorbereitungen wurde ich von mehreren Leuten gefragt, warum ich nicht in einem echten Wald fotografiere. Ist doch viel einfacher, oder? In meinen Augen nicht:

Ganz abgesehen von der Genehmigungsbürokratie, dem Unsicherheitsfaktor Wetter und der Tatsache, dass es im Wald keine Steckdosen gibt, ging es mir vor allem über die Kontrolle des Lichts. Sieht man sich im Wald nämlich mal etwas genauer um, so wird man feststellen, dass es nirgendwo wirklich durchgehenden Schatten gibt. Immer mal wieder dringt das Sonnenlicht durch das Laub der Bäume und verursacht so sehr helle Lichtflecken auf dem Boden. Außerdem wechselt ständig die Umgebungshelligkeit, je nach Beschaffenheit der Wolkendecke. Um gleichmäßiges weiches Licht zu bekommen müsste man also aufwendig abschatten und gegebenenfalls neues Licht in der gewünschten Qualität setzen. Dazu braucht man aber sowohl mehrere Assistenten als auch das nötige Equipment, was ich beides nicht habe. Apropos Equipment: Der unebene und weiche Boden im Wald macht es unter Umständen sehr schwer, Stative und ähnliches aufzubauen.

Nicht zuletzt habe ich natürlich auch an mein Model gedacht. Sich halbnackt in den Wald zu legen, wo es sowohl allerlei Krabbelgetier gibt und auch eventuelle Passanten nicht auszuschließen sind, wollte ich ihr einfach nicht zumuten. Insgesamt war ich also der Meinung, dass wir im Studio unter besseren Bedingungen und ungestörter arbeiten konnten.

Wie baut man nun aber einen überzeugenden Waldboden nach? Ich wusste nur, dass ich so viel Grün wie möglich haben wollte und für viele Details sorgen musste, damit die Szene realistisch wirkt und eine gewisse Tiefe bekommt. Ebenso wusste ich, dass ich unbedingt einen „Garten-Look“ vermeiden wollte. Es durfte also nirgendwo Gras oder Erdboden sichtbar sein.

Als nächstes stellte sich die Frage, ob ich mit künstlichen Pflanzen oder mit Naturmaterial arbeiten sollte. Nach einiger Recherche kam ich zu der offensichtlichen Antwort: Wenn es wie im Wald aussehen soll, muss es auch aus dem Wald kommen! Die einzige Ausnahme dabei bildete das Farn und die Blätter, die in verschiedenen Höhen ins Bild ragen sollten. Dafür benutzte ich Kunstpflanzen, da ich befürchtete, dass echte Zweige nicht robust genug gewesen wären, um den Set-Aufbau bzw. das Shooting unbeschadet zu überstehen. Wie sich später herausstellte, war das die richtige Entscheidung.

Alles andere sammelte ich also im Wald, und das bedeutete hauptsächlich: Eine große Menge Moos. Dafür suchte ich vorrangig nach flächigem Plattenmoos, um beim Aufbau nicht so viel stückeln zu müssen. Ebenso löste ich auch Material von bewachsenen Baumstämmen ab. Wenn das nicht klappte, nahm ich einfach die Rinde mit dazu. Als Streugut sammelte ich Tannenzapfen in verschiedenen Größen, Laub und ähnlichen Krimskrams ein, um später keinen zu „sauberen“ Boden zu haben. All das besorgte ich übrigens erst einen Tag vor dem tatsächlichen Shooting, um möglichst frisches Material zu haben.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_aufbau_set-design_moos

Aufbau & Set-Design

Am Tag des Shootings ging es dann an den Aufbau des Sets in unserem Heimstudio. Als erstes legte ich eine normale Decke und eine wasserdichte Abdeckplane aus, um den Fußboden vor Dreck und Feuchtigkeit zu schützen. Damit das Model bequem liegen kann, platzierte ich darüber eine Isomatte und ein Kopfkissen. Ohne Kissen wäre der Kopf bei so einer liegenden Pose unschön nach hinten abgeknickt. Darüber breitete ich schwarzen Molton aus, um im Falle von Lücken im Waldboden einen dunklen Untergrund zu haben. Außerdem brauchte ich etwas, um dem Moos Halt zu geben und zu verhindern, dass es hin- und her rutschte.

Auf dem Molton platzierte ich dann nach und nach die Moosstücke, wie bei einem großen Wald-Puzzle. Dabei achtete ich darauf, dass die Anschlussstücke sich organisch ineinander fügten. Schlussendlich hatte ich eine Fläche von 2 x 1,50 m ausgelegt. Am Rand platzierte ich diverse moosbewachsene Äste, die ich zusammen mit allem anderen im Wald gesammelt hatte.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_aufbau_set-design_fertig

Zum Schluss verteilte ich die Tannenzapfen und verstreute das mitgebrachte Laub um die Liegefläche herum. Damit konnte ich auch gut kleine Lücken in der Moosdecke schließen, sowie die Ränder und Ecken der Bildfläche auffüllen.

Als letztes besprühte ich die gesamte Fläche mit Wasser, um ein satteres Grün und einen feuchten Glanz auf den Blättern zu erreichen. Das ist zwar ein subtiler Effekt, trägt aber zum Realismus des Szenarios bei. Um den Boden feucht zu halten, wurde ständig nachgesprüht. Trotzdem ist die Feuchtigkeit sehr schnell verdunstet, so dass es am Schluss nicht ganz so feucht aussah, wie ich das gerne gehabt hätte. Dennoch hat es seinen Zweck erfüllt.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_aufbau_set-design_farn

Nachdem der Boden fertig war, kamen die vom Rand hereinragenden Kunstpflanzen dran. Das Farn im oberen Bildteil befestigte ich, indem ich Steckschaum an Lichtstative klebte und die Stiele des Farns dort hineinsteckte. So konnte ich leicht Winkel und Höhe korrigieren. Die künstlichen Buchenzweige befestigte ich ebenfalls an Lichtstativen, allerdings höher – ca. 1,50 über dem Boden. Damit die Blätter auch wirklich im Bild zu sehen waren, verwendete ich einen Magic Arm und einen Reflektorhalter als Ausleger zur Bildmitte.

Während der Platzierung der Elemente kontrollierte ich permanent den Bildausschnitt per Live-View der Kamera, um einen ausgewogenen und interessanten Aufbau zu erreichen. Parallel wurde die Farbpalette des Makeups mit den Grüntönen des vorhandenen Naturmaterials abgestimmt und das Model geschminkt.

Technik & Lichtsetzung

Die technischen Aspekte dieses Shoots sind schnell erklärt und eigentlich nicht ausschlaggebend. Trotzdem dürfen sie natürlich nicht fehlen:

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_technik_kamera_nikon_d800

Fotografiert habe ich mit der Nikon D800, die ich – wie auch schon auf Instagram zu sehen war – an der Querstange meines Hintergrundsystems befestigt und so weit wie möglich nach oben geschoben habe. Die Einstellungen an der Kamera: ISO 200, 36 mm Brennweite, eine Blende von f/5,6 und 1/200s Verschlusszeit. Mittels eines 10m langen USB-Kabels habe ich die Kamera mit meinem MacBook Pro verbunden, um die Bilder während des Shootings direkt in Lightroom zu importieren. Zwischen Kamera und MacBook klemmte ich den TetherBoost-Signalverstärker von Tether Tools, um eine stabile Verbindung sicherzustellen.

Ausgelöst habe ich kabellos mit dem Pocket Wizard Flex-System, mit dem man normalerweise Blitze steuert. In diesem Fall jedoch hatte ich den FlexTT5 Transceiver auf der Kamera, verbunden durch ein spezielles Auslösekabel (N10-ACC), und den MiniTT1 Transmitter als Fernbedienung in der Hand.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_technik_licht_blitz_elinchrom

Als Lichtquelle diente ein einzelner Elimchrom D-Lite RX One Studioblitz mit Normalreflektor auf voller Leistung. Diesen habe ich über die weiße Zimmerdecke geblitzt, um möglichst weiches Licht zu bekommen. Den Blitzkopf habe ich dabei etwas zur Seite geneigt, um einen dezenten Schatten auf der linken Körperseite des Models zu erzeugen. Ausgelöst wurde der Blitz durch einen Skyport-Transmitter, welcher sich auf dem Pocket Wizard auf der Kamera befand.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_technik_nebelmaschine

Bei der verwendeten Nebelmaschine handelt es sich um ein günstiges No-Name-Gerät (Eurolite N-10), das ich mit einer selbst gebauten Kühlkammer erweitert habe, in die ich sieben Kühl-Akkus gepackt habe. So blieb der austretende Nebel am Boden und bildete atmosphärische Schwaden.

Shooting & Posenfindung

Während des eigentlichen Shootings ging es hauptsächlich darum, eine Pose zu finden, die die Bildaussage unterstützt (Friedlichkeit, Entspanntheit, Eins sein mit der Natur, Vorfreude) und dabei möglichst vorteilhaft aussieht. Ursprünglich hatte ich eine auf der Seite liegende, leicht fötale Haltung im Sinn, durch die ich den direkten Bezug zur Schwangerschaft herstellen wollte. Außerdem wäre so die Wölbung des Babybauchs sehr gut zur Geltung gekommen. Das Gesicht des Models wäre hierbei allerdings ziemlich versteckt gewesen und ich wusste nicht so recht wohin mit den Armen.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_shooting_posenfindung

Während ich gemeinsam mit dem Model an diesem Problem arbeitete, konnte ich mit dem Fernauslöser in der Hand direkt am Bildrand stehen, Anweisungen geben und immer wieder Bilder machen, ohne für jede Auslösung zurück ans MacBook zu müssen. Dadurch konnte die Kommunikation mit dem Model sehr flüssig, effektiv und angenehm ablaufen. Zwischendurch kontrollierte ich natürlich trotzdem am Bildschirm die bisherigen Ergebnisse, um zu entscheiden, welche Anpassungen als nächstes gemacht werden mussten.

Schließlich habe ich mich jedoch für eine offenere Pose mit klassischer Doppel-S-Kurve entschieden. Dabei war der Oberkörper zur Kamera gewandt, Bauch und Becken aber weiterhin zur Seite gedreht und der Rücken so durchgestreckt wie möglich. So war der Blick auf das Gesicht frei und die Arme konnten auf natürliche Weise um den Körper herum positioniert werden.

Als die endgültige Pose gefunden war, kam die Nebelmaschine zum Einsatz, um dem Bild etwas Atmosphäre zu geben. Da ich aber nicht von allen Seiten gleichzeitig nebeln konnte, entschloss ich mich dazu, die Nebelbilder hinterher zu machen und später in der Retusche einzufügen. Da die Schwaden sowieso nur am Bildrand auftauchen sollten, war die Anwesenheit des Models dafür nicht unbedingt nötig.

Das finale Bild wurde zum Schluss als verdeckter Teilakt fotografiert. Den Slip konnte das Model dabei anbehalten, da das dünne Stoffbändchen an der Hüfte in der Retusche leicht entfernt werden konnte.

Bildbearbeitung & Retusche

Die digitale Entwicklung der Raw-Datei spielte bei diesem Bild gar keine große Rolle. In Lightroom hob ich hauptsächlich die Tiefen etwas an und erhöhte die Sättigung der blauen Primärwerte, um die Grüntöne des Mooses etwas zu verstärken. Danach ging es direkt in Photoshop mit den nächsten Bearbeitungsschritten weiter.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_raw-entwicklung_lightroom_vorher andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_raw-entwicklung_lightroom_nachher

Bei der Selektion der Bilder fiel mir auf, dass auf dem ausgesuchten Endbild zwar Körperhaltung und Pose stimmten, der rechte Arm und der Gesichtsausdruck aber stimmiger sein könnten. Auf einem der früheren Bilder aus dem Shooting war dies aber optimal, so dass ich in Photoshop als erstes Kopf, Haare und Arm von dort in mein finales Bild eingefügt habe. Als nächstes entfernte ich die noch sichtbaren Teile der Unterwäsche. Danach ging es an den ersten Teil der Hautbearbeitung, also die Entfernung kleiner Härchen, Rötungen, Leberflecke, und so weiter. Auch ungewollte Schatten konnte ich so gut entfernen. Im nächsten Schritt verwendete ich vorsichtig das Verflüssigen-Werkzeug, um die Körperkonturen zu optimieren. Im Anschluss wendete ich dezent eine Frequenztrennungstechnik an, um die Oberfläche der Haut weiter zu bereinigen. Nun ging es an die Details des Kopfes. Dort entfernte ich ein paar störende kreuz und quer liegende Haare und nahm eine leichte Optimierung des Augen-Makeups vor. Dann unterzog ich den ganzen Körper einer Dodge & Burn-Behandlung, um ihm etwas von seiner Plastizität wiederzugeben, die durch die relativ flache Ausleuchtung ein Stück weit verloren gegangen war. Im gleichen Arbeitsschritt konnte ich den Haaren sowohl Kontrast als auch Glanz hinzufügen und somit ein gewisses Volumen erzeugen. Im nächsten Schritt füllte ich Lücken im Waldboden auf, vor allem im Bereich des Kissens, wo das Moos trotz Moltonunterlage mitunter etwas verrutscht war. Ebenso korrigierte ich den unteren Bildrand, der durch das Geraderichten des Bildes eine schräge Kante bekommen hatte. Als nächstes fügte ich aus sechs verschiedenen Fotos den Bodennebel so ein, dass er auf natürliche Weise von allen Seiten ins Bild zu kriechen schien.

andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_retusche_photoshop_vorher andreas-springer.com_mother-nature_behind-the-scenes_retusche_photoshop_nachher

Mit allen inhaltlichen Retuschen erledigt, legte ich nun über das gesamte Bild etliche Farb- und Tonwertkorrekturen, um einen dezent entsättigten und leicht matten Bildlook zu erzeugen. Gleichzeitig verstärkte ich die Intensität der Haarfarbe ein wenig. Zuletzt fügte ich einige Bokeh-Effekte ein und dunkelte den Rand etwas ab, um dem Bild den letzten Schliff zu geben.

Schlusswort

Ich hoffe es hat euch gefallen, den Entstehungsprozess dieses Bildes von A bis Z mitzuerleben. Wenn ja, freue ich mich natürlich sehr über euer Feedback. Also lasst mir gerne einen Kommentar da, schreibt mir eine Nachricht auf Facebook, twittert mich an, schickt mir eine E-Mail oder einen Snap auf Snapchat. Über welchen Kanal auch immer, lasst mich auf jeden Fall wissen, wie euch das Bild und das Video gefallen hat. Ich freu mich drauf!

Ein Kommentar